Die Rohstoffe des Strohflechtens ähneln grünen Seidenfäden, die uns die Erde geschenkt hat. Weizenstroh aus dem Becken des Gelben Flusses schimmert bernsteinfarben in der Sonne. Nachdem es von Handwerkern eingeweicht, getrocknet und in Stränge gespalten wurde, kann es zu Matten verwoben werden, die so fein wie Brokat sind. Aus feuchten Schilfhalmen aus den Wasserstädten von Jiangnan werden pralle Aufbewahrungskörbe geflochten, in denen einst frisch geerntete Wasserkastanien und Wasserkastanien aufbewahrt wurden. Maishülsen aus dem bergigen Südwesten behalten den Duft von Getreide und verwandeln sich in Kinderhänden in Heuschreckenspielzeug oder in Körbe auf den Schultern von Bäuerinnen. Der faszinierendste Aspekt des Strohflechtens liegt in der vollständigen Verwendung natürlicher Materialien. Durch die kunstvolle Anordnung der Halme unterschiedlicher Länge entsteht ein versetztes Muster, als würden Wind und Morgentau in Kette und Schuss eingewebt.
Das Rattanflechten hingegen zeigt die Widerstandsfähigkeit der Pflanzenranken. Unter den Händen der Kunsthandwerker, die sie dämpfen, biegen und polieren, verliert die Glyzinie aus Südchina ihre Härte und Wildheit und verwandelt sich in ein gefügiges und nachgiebiges Webmaterial. Rattanobjekte weisen oft natürliche Kurven auf. Die S-Kurve der Stuhlsitzfläche ist ergonomisch gestaltet, während das hohle Design der Ablagefläche einen schimmernden Effekt aus Licht und Schatten ermöglicht. Mit der Zeit entwickelt ein Rattanstuhl allmählich einen tiefen Honigton, seine Oberfläche wird durch die Berührung des menschlichen Körpers immer glatter, als ob er eine stillschweigende Symbiose mit seinem Benutzer eingegangen wäre. Die Literaten der Ming-Dynastie lobten Rattanmöbel für ihre „einfache Form und tiefe Bedeutung“. In den Pavillons und Terrassen der Jiangnan-Gärten ergänzen Rattansofas und -tische die einzigartigen Felsen und Bananenbäume und schaffen so ein fließendes Tuschegemälde.
Diese beiden alten Handwerkskünste finden im zeitgenössischen Design neues Leben. Designer kombinieren die Leichtigkeit von Stroh mit der Robustheit von Rattan und schaffen so Stücke, die östliche Ästhetik mit moderner Funktionalität verbinden. Strohlampenschirme filtern warmes gelbes Licht und werfen aderartige Schatten an die Wand. Paravents, eine Mischung aus Rattan- und Metallrahmen, erzeugen ein Spiel aus virtuellen und realen Trennwänden im Raum. Auch auf der Modebühne verströmen Strohhandtaschen und Rattansandalen ein ländliches Flair und wecken die poetische Sehnsucht der Stadtbewohner nach der Natur.
Wenn wir die zarten Nähte von Strohobjekten oder die verwobenen Knoten der Rattanstruktur berühren, interagieren wir tatsächlich mit Handwerkern aus den Jahrhunderten. Diese sich wiederholenden Webbewegungen offenbaren das Verständnis der Menschheit für Materialien, ihr Streben nach Zweckmäßigkeit und vor allem ihre Ehrfurcht vor der Natur. In diesem Zeitalter sich rasch weiterentwickelnder Konsumgüter verkörpern Stroh- und Rattangegenstände mit ihren biologisch abbaubaren Materialien und ihrer langen Lebensdauer das einfachste Konzept der Nachhaltigkeit: Sie kommen aus der Natur und kehren irgendwann dorthin zurück, wobei sie nur die Erinnerung an ihre liebevolle Nutzung hinterlassen.
Ihre Bedürfnisse, die wir erfüllen, Ihre Stimme, auf die wir hören, um Ihre Schönheit zu weben.